Leitbilder in der Familie

So als Scheidungsanwältin kennt man ja zumeist nur die Leitbilder in der Trennungs- und Scheidungsphase. Spannenderweise geht es eigentlich nie darum irgendjemand anderen fertig zu machen, denn schließlich hat man sich mal geliebt. Was ich allerdings oft höre ist: es geht ums Prinzip.
In meiner Wahrnehmung macht es wenig Unterschied ob während einer bestehenden Beziehung oder nicht, es geht ja meistens nur ums Prinzip. Ich weiß, es ist jetzt nicht sinnvoll, wenn ich recht behalten will, aber ich habe recht; da geht‘s mir ums Prinzip… ich habe Dir den Geburtstag von Hans-Jörg gesagt und Du hast es vergessen. Gleiche Szene spielte sich unlängst einer schönen Grillfeier bei einem befreundeten Pärchen ab.

Meine Mutter sagte einmal zu mir: Kind, Beziehung hat etwas mit Demut zu tun. Ich lächelte sie an und sagt: ich weiß Mama, Demut hat allerdings was mit Mut zu tun, ich bin nicht immer mutig und schon gar nicht demütig. Sie lachte und meinte: Ich weiß Kind, ich hab Dich trotzdem lieb.
Wenn ich beide Begriffe vergleiche, stellt sich Unglaubliches heraus. Demut kommt aus dem althochdeutschen diomuti und ist die Gesinnung des Dienenden. Prinzip kommt aus dem lateinischen und der Grundbegriff lautet übersetzt Anfang/Ursprung. Mit Prinzip ist also eine Gesetzmäßigkeit gemeint, welche anderen Gesetzmäßigkeiten übergeordnet ist. Sprich genau das Gegenteil von Demut.

Wenn ich mich meinem Partner überzuordnen versuche oder er versucht sich über mich zu ordnen wird über kurz oder lang es dazu kommen, dass einer "den Bach runter geht"; unglücklich ist.

Wie also schafft man einen Frieden untereinander und eben keinen Kampf?

Mahatma Gandhi hat einmal gesagt: Der Weg des Friedens ist der Weg der Wahrheit. Ich glaube, dass dies ein Schlüssel ist für Frieden in der Beziehung. Meine letzten Wochen und Monate haben mich feststellen lassen, dass ich Mogelpackungen und Lügen nicht gut verkrafte.
Natürlich ist Wahrheit immer subjektiv; das weiß ich auch; Ehrlichkeit in einer Beziehung und auch in einer Trennungsphase ist jedoch viel wichtiger. Zum einen für mich selbst, was macht es denn aus mir, wenn ich aus mir etwas mache, was/wer ich gar nicht bin und was macht es mit den anderen, mit meinem Gegenüber? Wie fühlt sich mein Gegenüber, wenn die angetragene "Halbwahrheit" herauskommt? Wie würde ich mich fühlen, wenn es umgekehrt wäre? belogen? betrogen, verletzt?

Ich frage meine Mandanten immer, ob sie das brauchen und alle sagen NEIN (es hat zumindest noch nie jemand Ja gesagt… ob DAS immer ehrlich war?). Spannenderweise sind nach dieser Frage die meisten sehr kooperativ und sehr ehrlich zu ihrem Ex-Partner und vor allen Dingen unglaublich verständnisvoll.

Für mich ist daher mein persönliches Fazit für die Trennung und erst recht für jede Art von Beziehung: Prinzipienreiterei ist das eine Extrem; Demut das Andere. Wie wäre es ganz einfach mit der Wahrheit; die liegt bekanntlich immer in der Mitte?!?

Mit uns durch geplante Prävention
und strukturierte Intervention
im grünen Bereich sein